Lange Zeit war mein größter Mangel Anerkennung.
Ich habe sie mir nicht einfach gewünscht – ich habe förmlich darum gebettelt.
Ich habe Dinge getan, nicht weil sie mir Freude machten, sondern weil ich hoffte, dafür gesehen und gelobt zu werden.
Und selbst wenn Anerkennung kam, konnte ich sie nicht annehmen.
Es war, als würde sie an mir abprallen.
Tief in mir wusste ich: Ich tue das nicht für mich – ich tue es, um ein Loch zu stopfen.
Damals war mir nicht klar, dass genau das der Unterschied zwischen Mangel und Bedürfnis ist.
Mangel zieht Energie – von mir selbst und von anderen.
Er macht abhängig von der Reaktion des Gegenübers.
Ein Bedürfnis hingegen ist ein klarer Ausdruck dessen, was mir wichtig ist.
Es kann erfüllt werden – muss aber nicht, um meinen Wert zu bestätigen.

Vor acht Jahren kam der Wendepunkt.
An diesem Tag wurde mir bewusst, wie sehr ich mich selbst verlassen hatte, um Anerkennung zu bekommen.
Und ich beschloss, es zu ändern.
Ich wollte nicht mehr aus Mangel handeln, sondern aus Freude, aus echtem Wollen.
Noch am selben Tag stand ich an der Kasse eines Supermarkts.
Mein Wagen war voll mit Zutaten für eine Torte – meine erste überhaupt.
Ich wollte sie backen, einfach weil ich Lust darauf hatte.
Die Kassiererin sah die vielen Zutaten, lächelte und sagte:
„Das sieht nach etwas Besonderem aus. Das ist wirklich schön.“
Es war ein kurzer Moment – und doch war er anders als alles zuvor.
Ich konnte ihre Worte annehmen.
Nicht, weil ich sie gebraucht hätte, um mich wertvoll zu fühlen,
sondern weil sie zu etwas passten, das ich aus mir heraus getan hatte.
Ich hatte nicht um Anerkennung gebeten – und genau deshalb konnte ich sie spüren.
Heute weiß ich:
Mangel ist wie ein Sog, der Energie zieht.
Bedürfnis ist wie ein Fluss, der Energie in Bewegung bringt – zu mir und zu anderen.
Und das kleine Wort „Ich darf“ ist der Schlüssel:
Ich darf sagen, was ich brauche.
Ich darf tun, was mir Freude macht.
Ich darf Anerkennung annehmen – ohne von ihr abhängig zu sein.

Was ich daraus gelernt habe:
Wenn ich etwas aus Freude mache, verändert sich alles.
Ich muss nicht mehr hoffen, dass jemand klatscht – und genau dann kommt Anerkennung oft von ganz allein.
Sie fühlt sich dann nicht wie ein Tropfen auf heißen Stein an, sondern wie ein warmer Moment, den ich einfach annehmen kann.
Vielleicht kennst du das auch: dieses Handeln aus Mangel, das nie satt macht – und wie anders es ist, wenn du etwas nur aus Freude tust. Genau dort beginnt Freiheit.
Ich weiß heute: Ich darf sagen, was mir wichtig ist.
Ich darf Dinge tun, die mich erfüllen.
Und wenn dabei Anerkennung kommt, nehme ich sie mit einem Lächeln – nicht, weil ich sie brauche, sondern weil sie ehrlich und schön ist.